Auf dem Weg zum neuen Boberhaus – Dom nad Bobrem

Veröffentlicht am 21.12.2020
Während eines Umbaus des Rathauses im Städtchen Löwenberg/Schlesien wurden der Architekt Professor Hans Poelzig, Direktor der Königlichen Kunst- und Kunstgewerbeschule Breslau, und der Naturfreund Max Zwirner, Inhaber der Blücher-Apotheke in der Goldberger Straße Nr. 151 b, Freunde. Zwirner beauftragte Poelzig 1909, am Löwenberger Stadtrand ein sechsgeschossiges Wohnhaus mit Knabenpensionat zu errichten. Bereits vor Wintereinbruch 1910 konnte das „Land-haus Zwirner“ eröffnet werden; nicht viel später trug es die Bezeichnung „Haus Fichteneck“. Nach Max Zwirners Tod 1917 führte seine Ehefrau Elisabeth das Pen-sionat allein weiter, doch 1926 musste sie alles verkaufen. Nun erwarb die Schlesi-sche Jungmannschaft, eine fortschrittliche deutsche, aus der Wandervogel- Bewe-gung hervorgegangene Jugendorganisation, dieses in „bodenständiger Architektur“ geschaffene Bauwerk mit großer Terrasse und ließ es im Grundbuch als „Boberhaus“ eintragen. Diese Bezeichnung rührt vom auf böhmischer Seite des Riesengebirges entspringenden Fluss Bober her. Elf Jahre wurde hier eine reich-haltige und abwechslungsvolle Jugendarbeit geleistet, auch für ausländische junge Menschen. Am 9. November 1937 riss jedoch die NSDAP das Boberhaus an sich – danach war es Jugendherberge der HJ, Lazarett der Wehrmacht, Lager für Zwangsarbeiterinnen und brannte schließlich am 11., 12. oder 13. Februar 1945 bis auf das Sockelgeschoss nieder.
 

Boberhua Ruine und Gärtnerhaus.JPGSeitdem ist es Ruine, nun schon mehr als 75 Jahre. Etwa 40.000 junge Menschen hatten zwischen Ostern 1926 und dem 9. November 1937 das Boberhaus Löwenberg in ansprechenden Formen erlebt und mitgestaltet, lebendige Erinnerungen bewahrt. Besonders anregend und nachhaltig wirkten auf sozialem Hintergrund mehrere freiwillige Arbeitslager für junge Arbeiter, Bauern und Studenten, die eng mit Helmuth James Graf von Moltke verbunden sind. Zehn Jahre später war Moltke „Kopf“ des antifaschistischen Kreisauer Kreises. Im Boberhaus Löwenberg waren ihm seinerzeit viele vertrauenswürdige Personen begegnet - zehn davon gehörten später ebenfalls dem Kreisauer Kreis an. Ihr Anti-faschismus bestand im Nachdenken über ein demokratisches Deutschland nach Untergang des Hitler-Regimes und im Formulieren von Handlungsgrundsätzen für progressive Kräfte. Dies wurde am 9. August 1943 im Berghaus Kreisau als „Grundsätze für die Neuordnung“ festgehalten. Unsere eingetragenen Vereine LTR Lwoweckie Towarzystwo Regionale Lwówek Sl., Vorsitzender Robert Zawadzki, und Städtepartnerschaftsverein Heidenau, Vorsitzender Peter Mildner, realisierten von 2017 bis 2020 ehrenamtlich im Boberstädtchen das Projekt „Vier Gedenktafeln für das Boberhaus“. Am Ende des erfolgreichen Kooperierens ergab sich die Idee, das Boberhaus noch einmal zu bauen und als „Boberhaus – Dom nad Bobrem. Europäisches Denken und Handeln im 21. Jahrhundert“ entstehen zu las-sen. Es wird pädagogische Elemente des originären Boberhauses bewahren. Zu-nächst aber entstand unser detailgetreues Boberhaus-Diorama 1:87 aus Polystyrol in den Abmessungen 560 x 560 x 425 mm (Foto 4). Wir haben es anlässlich des 110. Jahrestages der Eröffnung des damaligen Landhauses Zwirner eingeweiht. Dieses repräsentative Boberhaus-Modell mit Gärtnerhaus verdanken wir dem er-fahrenen Hobbymodellbauer Rainer Dierchen. Es dient Werbe- und Ausstellungs-zwecken. Der angestrebte Wiederaufbau des einst stolzen Boberhauses ist eine umfassende Herausforderung hohen finanziellen Aufwandes. Dürfen wir auch Sie um eine Spende auf nachfolgendes polnisches Girokonto bitten? 

 
Empfänger LTR Lwówek Śląski
IBAN PL53 1090 1939 0000 0001 4500 7069
BIC SCFBPLPWXXX
Verwendung Spende Boberhaus II
 
(Fotos: Robert Zawadzki/Rainer Dierchen; Text: Werner Guder; Tel. 0351/2815616; werner.guder@gmx.de)